Montag, 22. Mai 2017

(E-) Trainings & Neurodidaktik (2)

Nach meiner Rezension zum Buch "Neurodidaktik für Trainer" (Hütter, Lang, 2017 managerSeminare) will ich mich mit den "12 Prinzipien der Neurodidaktik" auseinandersetzen.

Zu welchen Ergebnissen komme ich, wenn ich mir die einzelnen Prinzipien vornehmen?

In der letzten Woche standen die Prinzipien 1-4 im Fokus - heute nun will ich mir die Prinzipien 5-8 näher anschauen ...
Kommen Sie gerne wieder mit!



Meine Rezension, verbunden mit den aller-ersten Eindrücken können Sie gerne hier noch einmal nachlesen.

Doch nun zu den Prinzipien 5-8:

5. Durch Coachingtechniken die inneren Emotionen der Lerner einbinden.

[5. Prinzip: Emotionen sind wichtig für die Musterbildung, S. 126 Hütter/Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017]

Zitat:
"... langfristiges Lernen ermöglichen ... [durch] Modelle, die wir Teilnehmern im Seminar präsentieren [um] ... Erinnerungen und Anregungen, [und] Kompetenzen wiederzuentdecken, die sie in anderen Lebensbereichen ... oft längt haben.... Es muss für die Teilnehmer spürbar werden, welche Probleme, Schmerzen und Nöte sie durch den entsprechenden Veränderungsschritt milder oder loswerden können und welche Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte damit befriedigt werden können."

Reflexion:
  • Den Nutzen eines Lernzieles nur von außen zu beleuchten ist nicht zielführend.
  • Kann mit Coachingtechniken die intrinsische Motivation der Teilnehmer gestärkt, verstärkt und unterstützt werden - und wie?
  • "Nur sich selbst kann man ändern!" (bekannter psychologischer Grundsatz) - plus - "Wenn ich in Situationen anders reagieren, dann können "die Anderen" nicht wie bisher reagieren!" (Systemisches Prinzip)

Erkenntnis:
Schon lange bin ich der Überzeugung, dass ich viele Situationen im Webinar - hier insbesondere, da in diesem Kontext die Körpersprache fehlt - nur dadurch gut "händeln" konnte, dass ich die Ressourcen einer Coachingausbildung besitze.
Viele Coachingtechniken unterstützen die Selbstreflexion. Hinterfragen wir uns als Trainer selbst - dann hilft dies (oft) auch unseren Teilnehmern.


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6. "Erzähl mir die Erkenntnis aus deiner Geschichte, damit ich verstehe >>Warum<<!"

[6. Prinzip: Das Gehirn verarbeitet Informationen in Teilen und als Ganzes gleichzeitig, S. 128 Hütter/Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017]

Zitat:
"Wenn Lernende die Zusamenhänge zwischen Details und dem "Ganzen" verstehen, können sie sich die Inhalte besser einprägen."

Reflexion:
  • Als Trainerin und Mutter erinnert mich das sehr an die Frage: "Und wozu soll ich das jetzt lernen? Wozu soll das alles gut sein?!"
  • Sollten wir unseren Teilnehmern zu Beginn einer Trainingsmaßnahmen vielleicht öfter mal eine Geschichte mit  "und die Erkenntnis aus dieser Erzählung ist ..." erzählen? Vielleicht geht das ja auch mit einem Zielbild - und daraus "runter gebrochen", die notwendigen Teilschritte, erforderlichen Entwicklungsaspekte ... um dann im Prozess genau auf die Frage oben ("Und wozu?") eine Antwort zu haben ("... und wenn wir auf das Gesamtbild schauen ...")

Erkenntnis:
Das Menschen Geschichten lieben und sich anhand derer Erkenntnisse und Prozesse besser merken können ist mir schon länger bekannt. Ein Teil meiner Angebote hat begleitende Beispiel-Geschichten ... diesen werde ich zukünftig noch mehr Aufmerksamkeit schenken, mehr noch - ich werde bewusst auch neue Geschichten suchen...



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7. "Der Ton macht die Musik" - insbesondere wenn die Körpersprache fehlt!

[7. Prinzip: Lernen erfolgt sowohl durch gerichtete Aufmerksamkeit als auch durch periphere Wahrnehmung, S. 130 Hütter/Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017]

Zitat:
"Nicht nur was ich als Trainer sage, sondern wie ich es sage, vermittelt Botschaften, die die Beziehungen und die Motivation zum Lernen beeinflussen."

Reflexion:
  • Auch wenn das Buch oben diese Gedanken eher auf den Seminarraum hin verfolgt - im E-Learning fällt mir dazu ein, dass es umso ausschlaggebender ist, wie E-Trainer auftreten. Wie spreche diese, wie agieren sie - welche Regeln gelten in ihren Webinaren, welche Vorgaben müssen von wem, wie befolgt werden?
  • (E-)Trainer sind nach meiner Auffassung Führungskräfte auf Zeit. Und genau dies gilt es immer wieder im Blick zu behalten. Die Teilnehmer werden sich ein Beispiel (Vorbild) daran nehmen, wie der (E-)Trainer im Lernszenario, mit den Teilnehmern, in der Thematik agiert - oder eben auch nicht. Ob es Ausnahmen gibt - die ggf. nur für den (E-)Trainer gelten.

Erkenntnis:
Die Rolle der Führungsperson-auf-Zeit sollte auch bereits in der Vorbereitung von Webinaren berücksichtigt werden. Wichtig ist dabei auch, wie den Teilnehmern Regeln vielleicht durch Routinen vermittelt werden kann, damit der Fokus auf dem Lernziel liegt.



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8. Hör beim Zähneputzen der inneren Stimme zu und hab immer Notizzettel in der Nähe!

[8. Lernen geschieht sowohl bewusst als auch unbewusst, S. 131 Hütter/Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017]

Zitat:
"Lernvorgänge, kreative Hirnprozesse und auch Entscheidungsprozesse werden weitaus stärker von unbewussten (...) Vorgängen bestimmt als es uns unser rationalistischen Lernmodelle glauben machen wollten. ...bei einfachen Entscheidungen mit wenigen Parametern liefert bewusstes Nachdenken die besseren Ergebnisse, während die Ablenkungsbedingungen zu zunehmender Komplexität der Entscheidung immer überlegener wird...."
Reflexion:
  • Übungen zum Ankommen im Webinar fördern also nicht nur das unsichtbare (z.B. das Befinden), sichtbarer zu machen, sondern sorgen auch dafür, "dass hierdurch  auch das Default Mode Network aktiviert wird ..., das kreative unbewusste Vernetzungsprozesse besser ermöglicht als aufgabenkorrelierte Aktivierungszustände des Gehirns" (vgl. S. 97 und 133 Hütter/Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017)
  • Nun weiß ich auch, warum mir oft beim Zähneputzen noch "der Gedanke" kommt, auch wenn ich mich mit einem bestimmten Thema eigentlich gar nicht mehr beschäftigt habe. "Methodisch ist es bedeutsam, die Inkubationsphase so zu gestalten, dass darin keine intellektuell oder emotional schwierigen themen bearbeiten werden." (vgl. S. 133 Hütter/Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017)

Erkenntnis:
  • Ich sollte öfter Zähne putzen ;-)
  • Einfache Tätigkeiten, die mich vom bewussten Nachdenken ablenken können sehr hilfreich sein um meinem Gehirn Zeit zu geben alle Informationen zu verarbeiten und zuzuordnen.
  • Ich sollte meine Webinare auch auf diesen Aspekt hin überprüfen!
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Und - was meinen Sie? Wieder freue ich mich über Meinungen, Anregungen ....

Soweit für diese Woche ... nächsten Montag werde ich mir dann die letzten vier Prinzipien anschauen.

Herzliche Grüße und viel Erfolg in dieser Woche ....
Anja Röck

Nachtrag:
Hier geht es zu den Prinzipien 9-12.

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